Archäologische Arbeiten im Schloßpark
Vor dem Bau des MuT wurden Jahrhunderte alte Mauern gefunden – Experten prüfen Bedeutsamkeit
Ein großer Zaun, mächtige Bagger und jede Menge Erdaushub prägen das Bild im Weitmarer Schloßpark. Doch was passiert eigentlich genau vor dem Kubus in der alten Burg? Klar ist, dass ein neues, unterirdisches Museum gebaut werden sollte, das Museum unter Tage (MuT) – doch andere Arbeiten haben Vorrang. „Bevor hier gebaut werden darf, müssen archäologische Untersuchungen durchgeführt werden“, klärt Wolfgang Otto, Leiter der Unteren Denkmalbehörde bei der Stadt Bochum, auf.
Bereits seit einigen Wochen arbeitet ein archäologisches Team auf der Baustelle und hat bislang allerlei zu Tage befördert. Sichtbar sind für den Laien zumindest ganze Mauerwerke. „Für uns ist das schon sehr spannend, was hier unter der Erde liegt“, sagt ein Beteiligter. Details nennt er nicht. Darf er nicht. Der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL), zuständig für die archäologischen Belange im Regierungsbezirk Arnsberg, hat eine Presse-Sperre verhängt. „Wir wollen in Ruhe weiterarbeiten und uns erst öffentlich dazu äußern, wenn wir die Funde genau ausgewertet haben“, sagt Professor Michael Baales vom LWL. Unerwartet ist der Fund aber nicht. „Durch die Baupläne wussten wir, dass sich auf dem Gebiet Fundamente historischer Bauten befinden“, sagt Otto von der Stadt.
Die Funde könnten eine Art Vorburg der noch erhaltenen Burg-ruine sein, „ein Gesindehaus oder Ställe“, meint Otto. Nun versuchen Archäologen das Alter zu bestimmen und graben nach Alltagsgegenständen.
Auch eine zweite Gräfte, also einen Wassergraben rund um das Haus, hat das archäologische Team gefunden. Diese historischen Bauten wurden wahrscheinlich abgerissen, um später auf den Fundamenten wieder etwas Neues zu bauen. „Die Reste dieses Gebäudes könnten aus den Jahren um 1.000 n. Chr. stammen“, so Otto. Das wäre der Beginn des frühen Mittelalters – eine für Historiker spannende Zeit. Somit wäre die Ruine noch einmal viel älter als die Schlossruine, die aus dem Jahr 1592 stammt und im Stil der sogenannten Westfälischen Renaissance-Architektur erbaut wurde. Denkbar wäre auch, Funde in die Ausstellung zu integrieren.
Bereits beim Bau des Kubus 2010 gruben die Archäologen im Schloßpark und konnten den ersten Bau bis in 9. Jahrhundert zurückdatieren. Ob die nun gefundenen Mauern und Stücke bedeutend sind, entscheiden die Archäologen. Die Denkmalbehörde aber schätzt, dass die Relikte nicht so bedeutsam sind, dass der Museumsbau dadurch verhindert wird. „Sehr wahrscheinlich werden wir hier alles abtragen. Schade“, meint einer der beteiligten Archäologen.
Das Team ist angehalten, zügig zu arbeiten: graben, freilegen, dokumentieren und weitermachen. Der Bau des MuT (die Eröffnung ist schon für 2015 zum Jubiläum der Ruhr-Uni geplant) soll nicht verzögert werden. Darum laufen parallel zu den Ausgrabungen bereits die ersten Baumaßnahmen.
Während im Schatten des Kubus das archäologische Team mit Schaufeln, Spitzhacken und teilweise mit Händen vorsichtig gräbt, wird keine 50 Meter hinter ihnen mit schweren Geräten die Erde ausgehoben und mächtige Stahlträger für den Museumsneubau unter Tage in die Erde gerammt.
Zur Erinnerung: In dem MuT will die Stiftung „Situation Kunst“ eine dauerhafte Ausstellung zum Thema „Landschaft in der Kunst seit dem 17. Jahrhundert“ zeigen, außerdem in einem Teilbereich Kunst, die die Industrialisierung des Ruhrgebietes zum Thema hat. Dessen Finanzierung war bis vor kurzem noch nicht gesichert. Doch am 1. August nahm die Stadt auch die letzte Hürde für den Neubau: „Der LWL hat sich mit 600.000 Euro beteiligt. Damit steht die Finanzierung“, sagt Thomas Sichelt, Projektleiter für das MuT bei der Stadt. Die klamme Kommune gibt übrigens 2,5 Millionen Euro dazu, hinzu kommen Großspenden und Fördergelder. Die Gesamtkosten betragen 9,5 Millionen Euro.