Blumen und Fischbrötchen
Jeden Freitag organisiert der Buchen-Hof einen Ausflug zum Wochenmarkt
Dieser Termin steht fest im Kalender: Jeden Freitag macht sich vom Buchen-Hof aus eine kleine Gruppe auf den Weg zum Wochenmarkt. Seit 15 Jahren
schon. Vielleicht auch schon länger. So genau weiß das gar keiner mehr. Es ist zehn Uhr, als sich die ersten Bewohner im Eingangsbereich der Senioreneinrichtung an der Goerdtstraße versammeln. Manche sind noch gut zu Fuß, andere kommen mit ihrem Rollator oder sitzen im Rollstuhl. Das Wetter ist an diesem Tag zwar nicht besonders gut, doch das schreckt den harten Kern der Marktbesucher nicht ab. Vier sind es an diesem Tag. Die, die heute lieber im Haus bleiben wollen, müssen allerdings auf nichts verzichten. Sie haben ihre Bestellungen schon vorher auf einen Zettel geschrieben. „Das bringen wir dann alles mit“, sagt Betreuungskraft Laura Wnendt, die den Ausflug organisiert. Und dann kann es auch schon losgehen.
Bei den Markthändlern ist die Gruppe aus dem Buchen- Hof natürlich bestens bekannt. Auch diesmal werden die Bewohner wieder besonders freundlich empfangen.
Die Wünsche und Vorlieben sind ganz verschieden. Auf dem großen Einkaufszettel stehen Elstaräpfel, hartgekochte Eier, Berliner, zwei Blumensträuße und noch einiges mehr. Und so geht es von Stand zu Stand. Die Tasche im Rollator von Rosemarie Rüdiger füllt sich immer mehr. Sie hat an diesem Tag den „Transport“ der Einkäufe übernommen. Vorne auf ihrer fahrbaren Gehhilfe prangt ein Mercedesstern. Ihr Marken- und Erkennungszeichen. „Ohne meinen Mercedes wäre das alles
nicht möglich“, lacht sie. Sie war schon als Kind gerne auf dem Markt. Damals hat sie noch hinter dem Hauptbahnhof gewohnt. Ums Einkaufen ging es dabei aber nicht. „Wir sind da hin, wenn alles zu Ende war. Dann haben wir manchmal etwas geschenkt bekommen.“ Christina Fechnter zieht es zum Fischwagen. Das war auch
schon früher so. In der Zeit, als sie noch ein kleines Mädchen war. „Meine Tante hatte einen eigenen Fischladen“, erzählt sie. Damals hat die Familie noch in der Nähe von Greifswald an der Ostsee gewohnt. „Als Kinder sind wir immer zu ihr hin“, sagt sie. „Aber wir haben immer nur kleine Sachen bekommen.“
Was bis heute geblieben ist, ist die Vorliebe für Matjesbrötchen.Und da kann sie auch an diesem Tag nicht widerstehen. Die Marktbesuche sind allerdings mehr als nur ein kleiner Einkaufsbummel. Hier treffen die Bewohner auf ehemalige Nachbarn und Bekannte. „So werden Erinnerungen wach“, sagt Carola Brauckmann, Leiterin des Sozialdienstes im Buchen-Hof. Manche der Teilnehmer würden sich an Begebenheiten und Anekdoten erinnern, würden Häuser, Straßen und Ecken erkennen, die in ihrem Leben früher vielleicht eine Rolle gespielt haben. Und dann die Farben und Gerüche. „Das genießen unsere Bewohner mit allen Sinnen.“ Außerdem ist
man natürlich lange an der frischen Luft. Und die Markthändler vertrauen ihnen. Wenn es zum Beispiel um Kleidung geht. Zur Anprobe darf ruhig mal etwas mit in den Buchen-Hof genommen werden. Die Preise sind gut. Auch das wissen die Bewohner zu schätzen. „Viele haben nicht viel Geld“, heißt es. „Manche nur ihr Taschengeld.“ Nach rund einer Stunde ist der Marktbesuch meist wieder beendet. Doch der nächste Freitag kommt bestimmt.