Der Zocker-Meister
Mohammed Harkous ist ein Zocker
Ein Steilpass in den Lauf, verlängert mit der Hacke, ein Schuss in den Winkel und der Ball zappelt im Tor. Kurz darauf pfeift der Schiedsrichter die Partie ab, Mohammed Harkous ist Deutscher Meister – in FIFA17. Der gebürtige Weitmarer, der gerade sein Abitur abgeschlossen hat, ist im Fußball-Videospiel FIFA schon seit Jahren deutschlandweit auf Titeljagd. Bereits zum dritten Mal holte der 20-Jährige im Sommer den Meisterschaftstitel.
„Ich trainiere täglich etwa acht Stunden an der Spielkonsole, meistens abends und nachts“, erklärt der Zocker. Zocker, so nennen sich FIFA-Profis wie Harkous. Sein Künstlername: MoAubameyang. Weil viele Leute ihm eine Ähnlichkeit mit dem BVB-Stürmer nachsagen. Ansonsten drückt der gebürtige Bochumer Harkous nämlich dem VfL Bochum die Daumen.
„Natürlich hat es nicht viel mit Sport zu tun, wenn ich eine ganze Fußballmannschaft durch Tastendrücken über den Rasen jage. Trotzdem bin ich genau wie die Profifußballer während der Saison in ganz Deutschland unterwegs, um bei Turnieren anzutreten.“
Das Prinzip des Videospiels ist schnell erklärt: Per Controller lenkt der Spieler alle elf virtuellen Fußballer auf seinem Bildschirm. Ob Flanke oder Übersteiger, im Videospiel ist nichts unmöglich – sofern man die richtige Tastenkombination beherrscht. Die Fußballsimulation ist populär wie nie, FIFA17 war 2016 deutschlandweit das meist verkaufte Videospiel. „Es hat mir schon immer großen Spaß gemacht, FIFA zu spielen - am liebsten gegen Freunde“, erinnert sich Harkous. „Bei einem Turnier in der Gegend habe ich dann mehrere Profis besiegt. Die erklärten mir, dass man als FIFA-Profi Geld verdienen kann. Bei den großen Turnieren geht es um Preisgelder bis zu 170.000 Euro.“
Auch im echten Leben kann Harkous nicht ohne Ball: „Ich spiele seit ich fünf bin im Verein. Fußball ist genau mein Ding. Mittlerweile bin ich als Außenverteidiger Teil der ersten Mannschaft von Rot-Weiß-Stiepel.“
Als erster Zweitligist ist der VfL Bochum vor kurzem in den E-Sport (Elektrischer Sport) eingestiegen, um mit eigenem Team künftig virtuelle Siege gegen den FC Schalke 04 oder VfB Stuttgart zu feiern. „Die Vereine erkennen das Potenzial
der wachsenden Zuschauerzahlen im E-Sport“, erklärt Harkous. „Auf dem Weg ins Berumda3eck oder zu Freunden werde ich von Fans immer öfter angesprochen – ein tolles Gefühl.“ Und in Zukunft? „Wenn mich ein Studiengang besonders anspricht, setz‘ ich mich in den Hörsaal – da würden sich meine Eltern freuen“, sagt Harkous und grinst.
„Aber jetzt konzentriere ich mich auf E-Sport, um auch nächste Saison viele Siege zu feiern.“ Natürlich an der Spiele-konsole.