Frühere Zwieback-Fabrik als Geheimtipp
Musiker und Unternehmer will Ort als „kulturelle Begegnungsstätte“ etablieren
Wer durch die Häuserflucht an der Hattinger Straße 218 Weitmar-Bärendorf in den Hinter-
hof einbiegt, spürt sie gleich, diese besondere Atmosphäre. Es ist, als atmeten die Mauern Kreativität. In diesem Hof befinden sich eine Künstlerwerkstatt und die, von allerlei Grün an den Häusern umsäumte, Gasse zu einer kleinen, ehemaligen Zwieback-Fabrik. Heute nennt sich das urige, 125 qm große Gemäuer passend „Bakery“. Hier finden - Stichwort bobiennale - Kunstausstellungen, Theateraufführungen und Konzerte der Freien Szene statt.
Gekauft hat die ehemalige Zwieback-Fabrik vor etwa drei Jahren der Unternehmer Palo Tomko. Eigentlich Informatiker von Beruf, hat dieser sich seit zehn Jahren auf den Kauf und die Renovierung alter Häuser spezialisiert. Das Gebäude an der Hattinger Straße 222, ein etwa 100 Jahre altes Haus mit Jugendstilelementen, sanierte sein Unternehmen komplett. „Es war unsere Idee, hier einen kulturellen Ort zum Leben zu erwecken“, sagt der 56-Jährige, der selber Musiker ist. Im April 2018 war Eröffnung mit einem Konzert.
Der leidenschaftliche Keyboarder hat mit seinen Handwerkern in der alten Zwieback-Fabrik, direkt neben einstigen Öfen, eine große Bühne gebaut, „auf der man auch im Winter im Warmen proben kann“, sagt er. Mit seiner „First-Bakery-Band“ probt der Tastenmann regelmäßig, um schließlich die Konzert- Zuhörer mit einer Mischung aus Funk, Rock und Jazz zu begeistern. Wird die „Bakery“ voll, können bis zu 100 Menschen die Veranstaltungen besuchen. „Alles natürlich unkommerziell“, betont Tomko. „Wir möchten hier nicht gewinnorientiert arbeiten“, fügt er hinzu.
Es gehe vielmehr darum, diesen Ort, mit seiner charmanten Mischung aus Werkstatt, Loft und kleinem Konzerthaus, als vernetzten Platz der kulturellen Begegnung im Kunstkiez Bärendorf zu fördern und zu etablieren.
Bildende Künstler machten in der Vergangenheit aus der gesamten Halle eine Raum-installation, ein spartenübergreifendes Theaterstück über John Lennons Ehefrau Yoko Ono fand hier statt und dazu Poetry-Slams (Stehgreif-Dichter-Wettstreite). Für 2020 gebe es schon Anfragen für zehn Literaturveranstaltungen.
„Wir haben hier auch schon neun CDs aufgenommen. Die Musiker kommen gerne hierhin. Und ich möchte die ‚Bakery‘ auch als Produktionsstätte für CD-Aufnahmen weiter ausbauen“, so der kreative Kopf Tomko.
Doch zunächst dürfen sich die Bärendorfer auf das Sommerfest des Kunstkiezes freuen, das am Samstag, 7. September, stattfindet. Auch die ehemalige Zwieback-Fabrik wird dann wieder Ort für zahlreiche, anregende Auftritte sein.
Sommerfest
Beim Sommerfest des Kunstkiez Bärendorf am 7. September wird es neben zahlreichen Attraktionen für die Kinder (ab 15 Uhr) am alten Kirmesplatz (Grünfläche hinter dem Haus Hattinger Str 222), ein buntes Programm geben.
In den Innenhöfen geht es ab 16 Uhr los: Eddy Gondezki spielt jede Menge Oldies, verschiedene Musiker jazzen unplugged und zwischendurch gibt es immer wieder Einlagen junger Poeten.
Um 20 Uhr findet dann ein spannendes Event in der „Bakery“ statt: ein Konzert des „Pulsar Trio“. Diese Musiker spielen mit so gegensätzlichen Instrumenten wie Sitar, Piano und Drums und erzeugen nicht nur einen neuartigen Klangraum, sondern auch eine groovige Fusion aus freiem „Jazzdenken“ und originären Worldbeats.