Neubau mit Fragezeichen?
Unsere Berichterstattung über den geplanten Aldi-Neubau an der Wittener Straße(Wittener Straße/Lindengraben hat hohe Wellen geschlagen. Von Seiten des Projektentwicklers Harfid war VorOrt im Januar mitgeteilt worden, dass bereits 2021 mit dem geplanten Bauvorhaben begonnen werden soll. Inzwischen sind jedoch Zweifel aufgetaucht.
Problematisch könnte vor allem der geplante Abriss der alten Villa an der Wittener Straße 201 sein. In dem Gebäude befindet sich unter anderem die Zahnarzt-Praxis von Rainer Gans, für die es noch eine Art Bestandsschutz geben soll. „Ich habe einen langfristigen Mietvertrag – deutlich über 2021 hinaus“, so der Mediziner im Gespräch mit VorOrt. Daher sei absolut gewährleistet, dass er auch weiterhin für seine Patienten da sein werde. „Ich bin mir rechtlich absolut sicher, dass mich hier niemand vorzeitig herauskriegt.“
Knapp 26 Jahre ist es her, dass sich Gans als Zahnarzt an der Wittener Straße niedergelassen hat. 2018 wurde das Gebäude an Harfid verkauft. Nun sind die Abriss- und Neubaupläne aufgetaucht, über die VorOrt in der Februar-Ausgabe berichtet hat. Dass das Gebäude einem neuen Wohn- und Geschäftshaus weichen soll – damit kann sich der Mediziner immer noch nicht abfinden. „Ich bin mir mit vielen Altenbochumern einig, dass die schönen alten Villen entlang der Wittener Straße erhalten werden sollen“, so Gans. Einige stünden ja auch schon unter Denkmalschutz. Für das Haus, in dem sich seine Praxis befindet, gilt das allerdings nicht.
Dabei gleicht zumindest das Wartezimmer fast einem Museum. Absoluter Blickfang ist ein historischer, mit rotem Samt bezogener Behandlungsstuhl. Daneben steht eine Angst einflößende Apparatur, ein Zahnbohrer samt Fußantrieb, ähnlich einer alten Nähmaschine. Außerdem sind überall historische Exponate ausgestellt. Unter der Decke hängt eine Knappen-Uniform, es gibt Grubenlampen und Erinnerungsstücke aus der guten alten Straßenbahnzeit. Ein Bild an der Wand zeigt, wie es um 1900 auf der Wittener Straße ausgesehen hat. Auch darauf ist das Haus mit der Nummer 201 zu sehen. Damals war es noch ganz neu. Gebaut wurde es 1898, was folgte, war eine wechselhafte Geschichte. Kohle und Öl wurden hier schon verkauft, ein Rechtsanwalt hatte das Gebäude als Kanzlei ausgewählt, später folgten eine Wäscherei und der erste Zahnarzt.
Draußen vor dem Haus erinnern eine Lore und alte Fotos an die Vergangenheit. Doch die könnte zumindest hier bald Geschichte sein. „Ich hoffe trotzdem, dass das Konzept nicht umgesetzt wird und das Haus stehen bleibt“, so Gans. Auch über seinen eigenen Mietvertrag hinaus. Ursprünglich soll Harfid angeboten haben, ein Ärztehaus in das neue Objekt zu integrieren. „Grundsätzlich keine schlechte Idee“, so der Mediziner. Die Gespräche seien aber dann plötzlich abgebrochen worden. „Zustimmen würde ich in jedem Fall aber immer nur einer Lösung, die ohne Unterbrechung dauerhaft die Versorgung meiner Patienten gewährleistet.“
Auch die Zukunft des Aldi-Marktes ist damit weiter ungewiss. Der Discounter soll am jetzigen Standort einen langfristigen Mietvertrag besitzen, der nicht vorzeitig kündbar ist.