Von der Lehre bis zur Rente
Sein erster Auftrag? Daran kann sich Willi Behr noch gut erinnern. 15 war er, als er mit seinen Kollegen vom Wiemelhauser Malerbetrieb „Heinz Amzehnhoff“ zum Privathaus eines Unternehmers nach Langendreer geschickt wurde. „Ich habe eine Rolle in die Hand gedrückt bekommen – und los ging‘s“, schmunzelt er. Natürlich hatte man ihm vorher genau gezeigt, was zu tun ist. Vielleicht hatte man aber auch schon da sein besonderes Talent gesehen. Fast ein halbes Jahrhundert ist das her. 47 Jahre, um genau zu sein. So lange hat der heute 64-Jährige immer bei ein und demselben Betrieb gearbeitet. Sicher eine Seltenheit in der heutigen Zeit.
„Willi war immer absolut zuverlässig“, sagt sein langjähriger Chef Thomas Amzehnhoff. „Man konnte sich stets auf ihn verlassen.“ Egal, zu welcher Baustelle morgens um sechs auch aufgebrochen wurde: „Willi stand immer bereit.“ Sein Lieblingsjob? Die Arbeit im Bergmannsheil.
Sein Betrieb war mit dabei, als die Klinik in den 1980er-Jahren komplett renoviert wurde. Anschließend gab es Jahresaufträge. Jeden Tag war er dann im Krankenhaus. Inzwischen natürlich als längst gestandener Maler und Lackierer. Dass man sich auf ihn verlassen konnte, hatte sich übrigens auch dort schnell herumgesprochen. Einmal war er sogar während einer laufenden OP im Einsatz. Während auf der einen Seite des Saales operiert wurde, stand Behr in der anderen und hat die Spezialbeschichtung einer Wand mit Schweißnähten verschlossen. „Da sah ich aus, wie ein Arzt“, schmunzelt Behr. „Komplett in grünen OP-Sachen, mit Mundschutz, Handschuhen und Kopfbedeckungen.“ Rund 15 Jahre seines Arbeitslebens hat er nach eigener Schätzung im Bergmannsheil verbracht. „Wir hatten immer ein ganzes Paket an Auftragszetteln, das abgearbeitet werden musste“, sagt er. „Das war angenehme, saubere Arbeit.“
Dass er überhaupt Maler und Lackierer geworden ist, war eher Zufall. Sein Vater war Schreiner, hatte später auf der Hattinger Henrichshütte und schließlich bei Eickhoff gearbeitet. Er war es auch, der den Kontakt zu Firmengründer Heinz Amzehnhoff hergestellt hat. „Da kannst du dich mal bewerben“, hatte er seinem Sohn gesagt. Und der folgte dem Rat des Vaters. „Ich wurde im Betrieb sehr gut aufgenommen“, erinnert sich Behr. „Die Lehre hat mir großen Spaß gemacht.“ Auch deshalb, weil ihm viel beigebracht wurde und er schnell verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen durfte.
Es war die Zeit, als noch sehr teure Tapeten geklebt wurden und aufwändige Malerarbeiten gefragt waren. Auf Montage ging er dagegen weniger gern. Wenn die Kollegen nach Saudi-Arabien oder London aufbrachen, kümmerte er sich lieber um Objekte in der Umgebung.
Dass jetzt endgültig Schluss ist, kann sein ehemaliger Chef noch gar nicht richtig glauben. Amzehnhof würde ihn gern weiter auf Baustellen schicken. Doch Behr winkt ab. „Seitdem ich raus bin, habe ich keinen Pinsel mehr angefasst.“ Er fährt lieber mit seinem neuen E-Bike durch die Gegend, das ihm zum Abschied als Dank vom Betrieb geschenkt wurde.