„Wollten den Markt nicht sterben lassen“
Der Lindener Bernd Kruse und Heinrich Nießing retteten den Dahlhauser Markt
Seit 20 Jahren gehen auf dem Markt in Dahlhausen nicht nur Waren über die Ladentheke, der Otto-Wels-Platz wird jeden Donnerstag von 7 bis 14 Uhr zum sozialen Zentrum. Hier kennt noch jeder jeden, die Verkäufer sprechen viele Kunden mit Namen an. Derartige Treffpunkte machen das Dorfleben aus. Aber fast wäre der Markt Anfang des Jahres für immer von der Bildfläche verschwunden.
Im Januar löste sich der Verein „Pro Dahlhausen“ auf, der den Markt viele Jahre lang organisiert hatte. Rechtzeitig hatte „Pro Dahlhausen“ die Standbetreiber informiert. Zwei Händler, die vom ersten Tag dabei sind, ergriffen daraufhin die Initiative und retteten „ihren“ Markt: Heinrich Nießing und Bernd Kruse. „Wir wollten den Markt nicht sterben lassen, das wäre bei dieser Tradition wirklich schade gewesen“, erklärt Fleischermeister Kruse.
Für Kruse war es ein besonderes Anliegen, den privat betriebenen Markt in Dahlhausen zu erhalten. Der Fleischer in dritter Generation ist Lindener und fühlt sich mit dem Stadtteil verbunden: „Für mich gibt es auch keine Trennung von Dahlhausen. Das alles ist für mich der schöne Bochumer Südwesten.“ Den Mehraufwand nimmt er gerne in Kauf, wie der 46-Jährige erzählt: „Das hat auch nichts mit Gewinnerzielung zu tun, wir müssen eher aufpassen, dass wir nichts drauf legen. Für die Bürger in Dahlhausen und unser Unternehmen gehört der Markt zum Leben dazu.“
Als Kruse und Nießing sich entschlossen, die Organisation zu übernehmen, waren die restlichen Markthändler sofort dabei. Alle sind geblieben.Fünf Stände gibt es zurzeit. In Zukunft sollen es wieder mehr Stände auf dem neu hergerichteten Otto-Wels-Platz werden. „Wir wollen den Markt vergrößern und sind auf der Suche nach Händlern“, bestätigt Kruse. Erst einmal gehe es aber darum, den Markt zu erhalten.
Früher waren es bis zu 22 Betreiber, die jeden Donnerstag die Kunden bedienten. Nießing weiß, warum es heute deutlich weniger sind: „Nebenan ist ein Lidl, außerdem gibt’s hier zwei Bäcker in direkter Nähe. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen, das macht uns natürlich zu schaffen.“
Doch Gründe, warum die Menschen trotzdem donnerstags zum Markt kommen sollten, kennt der 68-jährige auch: „Hier nehmen wir uns Zeit für die Kunden, hören uns die Sorgen an und stehen mit Rat und Tat zur Seite. Und wir bieten gute Qualität zu guten Preisen.“ Die Kunden bestätigen das, der Markt ist immer voll, auch wenn die Stände über die Jahre geschrumpft sind.
Von so viel Zulauf können die Betreiber des städtischen Marktes auf dem Wilhelm-Hopmann Platz in Linden nur träumen.
Jeden Mittwoch und Samstag stehen sich die wenigen verbliebenen Markthändler die Beine in den Bauch, vor allem mittwochs herrscht oft gähnende Leere. Aus der Politik wurde nach der Rettung des Dahlhauser Marktes der Wunsch laut, Kruse könne sich auch um den Lindener Markt kümmern. Der wiegelt aber ab: „Ich denke, die Situation dort ist problematisch. Dort muss etwas passieren. Ich würde mich natürlich gerne dort engagieren, aber ich weiß nicht, wie ich auch das noch zeitlich schaffen könnte. Da sind die anderen Markthändler gefragt.“