Auf den Geschmack gekommen
Dennis Kröll und Julian Dorighi haben immer ein Bier im Kühlschrank – und zwar genau eins nach ihrem Geschmack: Die beiden Kumpels brauen in Dahlhausen ihre eigenen Biere. Im September haben die beiden Hobbybrauer im „Freiraum“ bei der „Initiative für Nachbarschaft und Nachhaltigkeit“, wo Dennis Mitglied ist, einige ihrer noch unverkäuflichen Kreationen vorgestellt und direkt wieder ein paar neue Fans gewonnen.
Dennis und Julian sind gute Freunde, die sich kennengelernt haben, weil ihre Töchter beinahe zeitgleich im selben Krankenhaus geboren wurden. Seitdem verbinden die beiden nicht nur die Vaterfreuden, sondern besuchten zusammen einen Workshop zum Thema Bier. Danach entschlossen sie spontan, selbst Bier zu brauen.
„Wir waren von der Idee sofort fasziniert. Gefühlt am nächsten Tag haben wir uns die erste Anlage angeschafft und das erste Bier in der Waschküche gebraut“, erzählt Dennis. Das Ergebnis schmeckte zwar gut, aber es gab auch negative Auswirkungen, wie Julian berichtet: „Wir hatten nicht viel Ahnung. Es gab keine Fenster, wir haben nicht gelüftet. Aber es entstehen beim Kochen der Maische Dämpfe und am nächsten Tag gab‘s Kopfschmerzen.“
Das war vor fünf Jahren. Mittlerweile haben sie ihr Wissen und auch das Equipment aufgerüstet. Zum Beispiel mit der Malzmühle, die mit ihrer Kurbel zum richtigen Familienevent wird. Und gegärt wird nun im Fass statt in der Flasche. Gebraut werden rund alle zwei Monate ungefähr 30 Liter, der Brauprozess an sich dauert rund sechs Stunden, die Gärung zwei Tagen bis vier Wochen dauern.
Die beiden haben schon fast alles hergestellt, von Pils über Alt bis Weißbier. Am liebsten brauen sie Craftbeer-Rezepte, zum Beispiel India Pale Ale, das sich durch unkonventionelle Mischungen von Aromahopfen auszeichnet. Sie haben ein gutes Händchen fürs Brauen. „Das Feedback ist immer positiv. Wir haben jetzt rund 40 Biere gemacht und vielleicht ist eins davon in die Hose gegangen“, sagt Dennis.
Übrigens ist das Bier nicht nur lecker, sondern auch in gewisser Weise nachhaltig. Der Strom für die Geräte kommt von der Photovoltaik-Anlage auf Dennis‘ Dach in Dahlhausen. Früher kam der Hopfen sogar aus dem eigenen Garten, selbst Lebkuchen und Cornflakes wurden schon verarbeitet. Und die Transportwege sind natürlich kurz.
Das Brauen ist ein reines Hobby, das Bier landet bei ihnen selbst im Kühlschrank und geht ansonsten nur als Geschenk an Freunde und Bekannte raus – oder eben bei Verkostungen. Als Hobbybrauer sind bis zu 200 Liter pro Jahr erlaubt. Wie üblich in Deutschland, steckt auch hier reichlich Papierkram dahinter: Alles muss beim Zoll angemeldet werden.
Ein Hobby soll es in Zukunft bleiben, beide sind beruflich anderweitig eingebunden. Doch zumindest ziehen sie in Betracht, ihre Kreationen zu verkaufen. Dafür müssten sie dann ein Gewerbe anmelden. „Wir denken schon manchmal darüber nach, größer zu werden. Wir müssen mal schauen, was möglich ist“, verrät Julian. Vielleicht machen die beiden eines Tages nicht nur den eigenen Kühlschrank voll. Kontakt: ruhr-bier[-a-t-]web.de