Die letzte Spielzeit mit Sibylle Broll-Pape
Intendantin verlässt das prinz regent theater mit der Inszenierung zweier klassischer Stoffe
„Das Theater ist so etwas wie mein Kind. Ich habe es mit gegründet, und wir haben mehr erreicht, als wir es uns anfangs erhofft hatten. In der Stadt sind wir nach all den Jahren verankert“, sagt Sibylle Broll-Pape, seit 23 Jahren die Intendantin am prinz regent theater (PRT). Doch die kommende Spielzeit ist ihre letzte. Ab 2015 wird Romy Schmidt, die sich mit Inszenierungen wie „Tschick“ oder „Iphigenie“ (nach Goethe) einen Namen gemacht hat, Leiterin der freien Bühne in Weitmar-Mark.
Broll-Pape verabschiedet sich mit den Inszenierun-gen von zwei klassischen Stoffen. „Ich wollte zum Abschluss noch einmal Theater machen, das sich mit den großen Fragen beschäftigt und das den Bochumern zeigen“, erklärt Broll-Pape. In der griechi-schen Tragödie „Orest“ und dem Shakespeare-Drama „Macbeth“ geht es um Schicksal, Schuld und Eigenverantwortung des Menschen - zeitlos gültige Konflikte.
Die neue Aufgabe hingegen wird eine große Umstellung. „Ich wechsele von einem Haus mit fünf festen Mitarbeitern zu einem mit 100“, sagt die Regisseurin, die dem Ruf als Intendantin ans Stadttheater Bamberg folgt. „Eine neue Herausforderung, die sich anbot und die ich angenommen habe.“ Ein so großes Haus zu übernehmen und künstlerisch aufzustellen, sei ein Angebot, dem die gebürtige Sauerländerin nicht widerstehen konnte.
In ihrer letzten Spielzeit, die am 17. September mit der Orest (in einer Neubearbeitung von John von Düffel) eröffnet wird, mischen sich Klassiker mit erfolgreichen Stücken aus der Vergangenheit. „Othello“ von Shakespeare wird weiter zu sehen sein, ebenfalls „Kabale und Liebe“ von Schiller. Beides aus der Sicht von Broll-Pape. Zudem bleibt die Kultkomödie „Kunst“ im Repertoire. Auch die Lese-reihe mit Stephan Ullrich führt das PRT fort.
Die Zukunft des PRT sieht Broll-Pape auch im Musiktheater. Beispiel-haft dafür seien Stücke wie „Peter und der Wolf“ (Prokofieff) und „Max und Moritz“ (Gisbert Näther), die in Zusammenarbeit mit den Bochumer Symphonikern entstanden sind und die das PRT wieder im Oktober und Dezember aufnimmt. „Die Sparte Musiktheater wird meine Nachfolgerin sicher weiter ausbauen. So etwas wie eine Oper gibt es ja in Bochum nicht“, erklärt sie.
Auch wenn sie demnächst das Stadttheater Bamberg führt, wird Broll-Pape weiter im Vorstand des Trägervereins vom PRT bleiben. „Das heißt aber nicht, dass ich künstlerisch noch Einfluss nehme. Die Geschicke gebe ich an Romy Schmidt weiter.“
Schmidt will ein Ausrufe-zeichen ihrer künstlerischen Hand-schrift mit einer Neu-inszenierung der „Verwandlung“ nach Franz Kafka setzen. Schmidt und der Drehbuchautor Frank Weiß erarbeiten für die Aufführung, die Ende März 2015 Premiere haben soll, eine eigene Textfassung. Da das PRT aber so etwas wie das „Baby“ der scheidenden Intendantin ist, verspricht sie: „Ich möchte die Zukunft des Hauses begleiten und meinen Einfluss geltend machen, falls es mal schwierig wird.