Erst Erfahrungen, dann Pilze sammeln

Im November haben Pilze Hochsaison. Als Zersetzer von Totholz oder als Symbiosepartner von Bäumen sind sie nicht nur für das Öksystem unentbehrlich, sondern auch in der Küche als Delikatesse begehrt. Doch Vorsicht: nicht jeder Pilz kann gegessen werden. Aber welcher ist genießbar und welcher nicht? „Pilzen kann man die Giftigkeit nicht ansehen. Das ist ja das Gefährliche“, sagt Thomas Kalveram, Pilzexperte vom Naturschutzbund (NABU).
An einem Samstagmorgen im Herbst steht Kalveram auf dem Parkplatz am Weitmarer-Holz. Vor ihm auf dem Boden liegen einige Pilze. Drumherum stehen knapp 20 Interessierte, die an dem Kurs der Bochumer Volkshochschule „Pilzwanderung im Weitmarer-Holz“ teilnehmen. Und der Kursleiter hat gleich eine überraschende Nachricht: „Das Weitmarer Holz ist zwar ein schöner Wald mit vielen alten Bäumen, aber mit wenigen Pilzen.“ Also kein Kurs für diejenigen, die mit einem prall gefüllten Korb voller Pilze nach Hause gehen wollen. Vielmehr bieten Kurse dieser Art eine Einführung in die Pilzkunde an. Darum kam der wichtigste Rat gleiche vorneweg.
„Bitte nicht einfach in irgendeinen Pilz reinbeißen, das geht nur bei Täublingen.“ Aber wie sieht ein Täubling aus? Und was ist das da drüben für ein Pilz? „Genau darum geht es, die Menschen müssen zunächst ein Grundwissen von Pilzen haben“, sagt Kalveram. Danach können sie anfangen zu sammeln. Und er fügt hinzu: „Bauernregel, wie ‚Was die Schnecke frisst, ist nicht giftig‘ oder ‚giftige Pilze mit Silberlöffeln identifizieren‘ stimmen nicht. Das ist Quatsch.“
Dafür erklärt der Experte beim Rundgang ausführlich, wo und wie Pilze wachsen, was ihre Besonderheiten sind und warum sie so wichtig für die Natur sind. Rund zwei Stunden dauert die Tour. Die Strecke ist nicht lang, immer wieder bleiben alle stehen, um neu gesichtete Pilze zu begutachten und sich erklären zu lassen. Der erste Pilz wurde bereits nach wenigen Schritten gefunden, im Laub stand ein Röhrling. „Das sind essbare Pilze“, so Kalveram. Auch Champignons werden später noch gefunden oder Austernseitlinge, die an der Seite eines Baumstammes wachsen „und aussehen wie im Supermarkt-Regal“, sagt ein Teilnehmer. „Die könnte man eigentlich auch so mitnehmen“, sagt Kalveram.
Eigentlich, denn einige Speisepilze haben giftige Doppelgänger. Der Austernseitling kann unter anderem mit dem ungenießbaren Gelbstieligen Muschelseitling verwechselt werden. Doch welcher Laie weiß schon, dass der mit dem gelben Stiel giftig und der mit dem grauvioletten Stiel essbar ist? „Nur sammeln, was man gut kennt“, rät Kalveram deshalb.
Ein Pilzbestimmungsbuch und geführte Pilzexkursionen sind eine wertvolle Hilfe – auch für das Weitmarer Holz. Denn die Vielfalt ist in diesem Herbst überraschend groß. Kalveram hat 53 verschiedene Pilzsorten gefunden. „Dass es so viele sind, da habe ich auch gestaunt.“