Kinder hinter dem Mikrophon
Im Tonstudio von „Klangwerker“ Thomas Müskens in Linden haben schon große Namen Aufnahmen gemacht – zuletzt waren 20 Kinder im Grundschulalter aus dem "Offenen Treff Weitmar" und der Neulingschule die Stars hinter dem Mikrophon. Bei einem präventiven Hörspielprojekt zur Konfliktbewältigung stand das Thema Alltagsrassismus im Fokus. Das Projekt, das über kommunale Mittel des Jugendamtes der Stadt Bochum finanziert wurde, hat Jörg Borling, Leiter vom OT Weitmar, angeschoben.
„Wir wollten damit die Kinder für das Thema sensibilisieren und verdeutlichen, wie Schubladendenken andere Menschen verletzen kann“, sagt Borling. In der Jugendeinrichtung entstanden daraufhin, ebenso wie in der 4. Klasse der Neulingschule, Kurzgeschichten, die selbstständige Lösungsansätze für den Umgang mit Alltagsrassismus enthielten. „Das war ganz wunderbar, was die Kinder geschaffen haben“, findet Lehrerin Claudia Taube.
Oft wurden die Geschichten ins Reich der Fabeln transportiert. Eine handelt von einem schwarzen Schaf, mit dem die weißen Schafe nicht spielen wollen. Eine andere von zwei verschieden gestreiften Tigern, die sich nicht verstehen. Doch auch Alltagssituationen fanden ihren Platz, wie in einer Geschichte über einen Jungen, der ausgegrenzt wird, weil er als weiblich empfundene Kleidung trägt. Im Tonstudio wurden die Texte in vier Tagen als Hörspiele umgesetzt, immer in kleinen Gruppen. Jeder hatte dabei seine Funktion, die Rollen wurden entsprechend verteilt und auch an der Technik durften sich die Kinder probieren – das Mischpult mit seinen vielen bunt leuchtenden Knöpfen übte eine besondere Faszination aus, so dass der Platz in der Regie eine beliebte Aufgabe war.
Spaß hatten alle auch dabei, die Nebengeräusche einzuspielen, etwa das Grunzen von Schweinen. Zwei der Kinder begleiteten die Aufnahmen außerdem mit Flöte und Klavier. „Alle waren eifrig dabei – und keiner saß am Handy“, so Müskens, der zuletzt auch an der Vertonung von Günter Wallraffs „Ganz unten“ mitwirkte. Am Ende der Produktion bekam jedes Kind einen USB-Stick mit den Hörspielen und einigen Fotos der spannenden Tage im Hörstudio.
Zur Reflexion setzte sich die Gruppe mit den Eltern zudem noch zusammen und diskutierte, wo die Kinder selbst schwierigen Situationen im Alltag begegnet sind und wie man sich mit den neu gewonnenen Erfahrungen nun helfen könnte. „Es hat allen fürchterlich Spaß gemacht und die Kinder waren hinterher stolz wie Bolle“, bilanziert Borling. Taube fügt hinzu: „Das Projekt hat auf jeden Fall auch Wellen geschlagen. Die Kinder nehmen viel für die Zukunft mit, Alltagsrassismus ist immer ein Thema.“ Und auch Klangwerker Müskens war zufrieden: „Ich fand es unheimlich spannend, an einem Projekt mitzuwirken, das gesellschaftlich etwas vorantreiben kann.“ Die Überlegung geht nun in die Richtung, die neu geschaffene Kooperation regelmäßig aufleben zu lassen. Die Kinder haben auf jeden Fall noch genügend Ideen für eine Fortsetzung.