90 Stufen bis zum Gleis

Auf den Bahnsteig gehen und einsteigen – und umgekehrt. Das ist der normale Ablauf beim Bahnfahren. Am S-Bahnhof Dahlhausen ist das seit Dezember 2023 deutlich schwieriger. Für manche Leute, wie Gehbehinderte, Familien mit Kinderwagen, Reisende mit viel Gepäck und Rad-Pendler sogar fast unmöglich. „Die magische Zahl sind zweimal 45 Stufen, die die Leute einmal hinauf und auch wieder herunterkommen müssen, bis sie auf dem Bahnsteig sind. Anders kommt man von der Bahnhofsseite nicht dorthin, weil durch Vandalismus alle drei Fahrstühle stillgelegt sind“, erklärt Bernhard Klotz. Die Alternativlösung für eine Fahrt nach Hattingen: Rund 400 Meter über die Brücke zur Ruhrmühle laufen. Dort gibt es einen ebenerdigen Zugang für Gleis 1.
Der 64-Jährige unterstützt deshalb immer wieder Senioren, ihre Fahrten anzutreten, wenn er selbst dort ist. „Das kann doch aber nicht die Lösung für dieses Problem sein. Die zuständige Deutsche Bundesbahn war nicht einmal in der Lage, ein Hinweisschild für die Störung an der Informationstafel aufzuhängen“, sagt er. Und auch nicht im Internet als Anhang zum Fahrplanhinweis. Mit letzterem punktet immerhin der Öffentliche Nahverkehr bei den Kunden. Unter www.bahnhof.de/bochumdahlhausen wird auch nach den Ausfällen der Aufzüge eine Barrierefreiheit garantiert, werden die Aufzüge als intakt dargestellt.
Klotz hat sich seit Dezember für eine Lösung, bzw. Alternative, immer wieder an die Störungsstelle der Bahn in Berlin gewandt, deren Telefonnummer in Dahlhausen aushängt. „Vor drei Jahren gab es bei einer solchen Störung zu bestimmten Zeitfenstern einen von der Bahn bezahlten Hilfsdienst, der Leuten geholfen hat, zum Zug zu kommen“, erzählt Klotz.
Nachfrage bei der Pressestelle der Bahn – Antwort: „Unbekannte zerstörten die Elektrik und den Steuerschrank des Aufzugs irreparabel. Seit dem Vorfall arbeiten unsere Mitarbeitenden an der aufwändigen Erneuerung.“ Die Bahnhofsbeschwerdestelle in Essen ergänzt: „Die Schaltschränke wurden aufgebrochen und zerstört. Die Polizei ermittelt.“ Hilfe sei aber unterwegs. „Aktuell finden Arbeiten an den Schaltschränken statt. Der Plan sieht vor, dass die Aufzüge Anfang März wieder betriebsbereit sind“, sagt ein Bahnsprecher. „Erst anschließend startet die komplette Erneuerung des Schaltschranks bei laufendem Betrieb. Während dieser Zeit können Reisende die Aufzüge wie gewohnt benutzen. Voraussichtlich Ende April ist die Erneuerung des Schaltschranks abgeschlossen“, so ein Bahnsprecher. Und er hat noch einen „Tipp“: „Die DB empfiehlt Reisenden mit Mobilitätseinschränkungen, bei der Planung der Reise die Mobilitätsservice-Zentrale zu kontaktieren. Mitarbeitende helfen dann beim Planen und Durchführen der Reise. Auch am Bahnhof erhalten Reisende Unterstützung, zum Beispiel beim Verlassen des Zuges oder beim Umstieg.“ Kontakt: 030/65212888 oder E-Mail: msz@deutschebahn. com oder www.msz-bahn.de.
Übrigens, der DB sind nach eigenen Angaben Kundenanfragen zum Bahnhof Dahlhausen aus den vergangenen Monaten nicht bekannt. Waren die Anrufe von Klotz und vermutlich auch anderen Beschwerdeführern ein Phantom? Nein - es gibt zwei Beschwerdestellen. Am Bahnhof Dahlhausen steht eine DB-Telefonnummer in Berlin, dem Hauptsitz der Bahn. Zuständig in Dahlhausen ist aber die S-Zentrale in Essen (0201/1824407) – nur steht das am Bahnhof Dahlhausen nirgendwo.