Bekannt wie der Weihnachtsmann
Er ist eine feste Institution zur Weihnachtszeit im Matthäus-Park in Weitmar: Arno. Wenn er im November an der Hattinger Straße seinen Weihnachtsbaumverkauf eröffnet, „dann beginnt für mich die schönste Zeit des Jahres.“ Allerdings ist es auch die anstrengendste für den Pensionär, der im früheren Leben bei der Stadt Bochum im Bauordnungsamt sein Geld verdiente. Damals hätte Arno Saterdag eigentlich nie gedacht, dass er die letzten Wochen des Jahres zwischen Blaufichten und Nordmanntannen verbringen würde.
Bereits im 31. Jahr verkauft er seine Bäume. In diesem Jahr öffnet er seinen Weihnachtsbaumstand samt Holzbude im Matthäuspark am 26. November und schließt erst wieder an Heiligabend um 13 Uhr. Bereits vor 13 Jahren hatte VorOrt-Gründer Michael Hinz einen Artikel über Arno verfasst - hier können Sie diesen noch einmal nachlesen:
Angefangen hat alles 1994, als ein guter Freund ihn einmal bat, „für zwei Stunden auf seinen Weihnachtsbaumverkauf aufzupassen.“ Da atmete Arno nicht nur den Tannennadelduft ein, sondern war von seiner neuen Rolle absolut fasziniert. „Auf einmal war ich nicht mehr der Mann vom Amt, sondern in den Augen der Menschen der abgerissene Bauer aus dem Sauerland, der seinen kargen Lebensunterhalt in den letzten Wochen des Jahres verdienen muss“, erzählt Arno schmunzelnd. Die Menschen, die er kennengelernt hat, waren nicht immer von der besten Seite. „Wenn ich meinen Hut aufsetze und meine grüne Arbeitsjacke anziehe, dann stelle ich automatisch auch einen bestimmten Typ dar“, sagt der 63-Jährige, der bei manchen Leuten dann schnell an Respekt verloren hat. „Kleider machen wohl Leute“, hat er gelernt.
Aber Respektlosigkeit – „und das geht durch alle Schichten und Altersgruppen“ – kommt zwar vor, doch in der Regel verschafft er sich mit seinem losen Mundwerk und den durchaus intelligenten Kommentaren wieder die Achtung, die er verdient. Geschichten kann er erzählen aus den inzwischen 17 Jahren, das glaubt man kaum. Von dem Mann, der einen 3,50 Meter hohen Baum in seinem offenen Cabrio durch die Stadt transportierte, oder von dem hochrangigen Angestellten, der wie auf dem Basar anfing zu handeln. „Dem habe ich gesagt, dass er das bei seinem BAT-Gehalt doch gar nicht nötig habe.“ Oder von dem Typen, der am Heiligabend die letzten Bäume für einen Apfel und ein Ei kaufen wollte, „weil die doch ab morgen für mich wertlos wären.“ Da hat Arno seine Kettensäge genommen, den Baum säuberlich in fünf Teile zersägt und gemeint: „Jetzt ist er für dich wertlos.“
Aber in erster Linie beweist der 63-Jährige sein gutes Herz. Ein kostenloser Becher Glühwein (Motto: „Kost nix“) ist immer drin, das arme „Ömmaken“ bekommt den Baum auch schon mal für „nen Fünfer“ – die Kinder erhalten einen Schoko-Nikolaus, und Gebäck sowie Nüsse stehen immer zum Knabbern bereit.
Was einmal mit 100 Bäumen begann, ist heute ein Geschäft mit rund 700 Tannen und Fichten, die allesamt im Sommer von Arno im Sauerland und bei Osnabrück höchstpersönlich ausgesucht und erst wenige Tage vor dem Verkauf geschlagen werden. „Ich habe immer erste Qualität“, sagt Arno nicht ohne Stolz.
Wobei das Geschäft in letzter Zeit immer schwieriger geworden ist. In Dänemark wurden die Anbauflächen eingeschränkt, in Deutschland hat der Sturm Kyrill für Engpässe gesorgt. „Derzeit ist es schwierig, Bäume über zwei Meter Größe zu bekommen“, erklärte Arno. Immerhin muss so ein Tannenbaum zum Schlagen gut sieben Jahre wachsen.
Aber Arno hat sein Geschäft nie allein aus finanziellen Gründen betrieben. „Leben allein könnte ich davon nicht“, sagt er. Er genießt die vier Wochen im Jahr, quatscht mit den Leuten, freut sich über seinen relativ hohen Bekanntheitsgrad und betreibt weiter seine privaten Sozialstudien. Wenn die Weihnachtszeit vorbei ist, ist er wieder Pensionär, lebt in seinem Häuschen in Weitmar-Mark und kümmert sich um seine Mutter, die im nächsten Jahr 100 Jahre alt wird.
Und wie lange wird es Arnos Weihnachtsbaumverkauf noch geben? Da lachte Arno laut: „Keine Ahnung. Wahrscheinlich bis es Weihnachten nicht mehr gibt…“